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Geisterstraßen, die auf einem Friedhof zusammenlaufen, das Geflüster einer grün verhüllten Gestalt, die im Nebel verschwindet. Fantôme de Maules entfaltet sich wie ein Geheimnis, ein waldiger, gespenstischer Moschus, eine dunkelgrüne Dämmerung, die durch die Zweige schimmert und knapp über der Haut schwebt. Das Grün hier ist nicht üppig oder lebendig, sondern streng - Dämmerung, die durch Kiefernnadeln filtert. Ein Hauch von Lavendel, eher krautig als blumig, und ein Hauch von trockener, schattenhafter Würze - stacheliges, unterirdisches Murmeln von einem verborgenen Ort. Durch den Nebel hindurch sehe ich Moosblüten, deren Duft schwer fassbar und flüchtig ist, verdeckt von dem allgegenwärtigen Schleier aus kühlem, grünem Nebel. Es ist wunderschön, auf eine melancholische Art und Weise, als ob man über verlassene Ruinen auf einer vergessenen Lichtung stolpert. Der Duft trägt die Schwere der Isolation in sich, der Zeit, die sich endlos durch stille Wälder erstreckt, des Grases und Lehms geheimer Pfade, die von einsamen Füßen betreten werden. Der bittersüße Schmerz der gewählten Abgeschiedenheit, einer Welt, die man bewusst hinter sich gelassen hat. Der hauchdünne, seifig-pudrige Aspekt fühlt sich an wie ein verblassendes Überbleibsel der Zivilisation, das von den Jahren der Waldeinsamkeit weggespült wurde. Es ist ein Duft, dessen Anwesenheit durch Abwesenheit definiert wird, ein Geheimnis, von dem ich nicht sicher bin, ob ich es enträtseln will - was fehlt oder warum es wichtig ist.
L'Artisan Histoire d'Orangers ist die tiefste Orangenblüte. Wenn man alle Wörter in jeder Sprache für "Melancholie" destillieren, die Essenz eines schweren schwarzen Lidstrichs einfangen oder die Resonanz eines traurigen Moll-Akkords in eine Flasche füllen könnte, dann wäre das die Zusammenfassung dieses Parfums. Es ist die Poesie verlassener Orangenhaine in der Abenddämmerung, deren gespenstische Blüten einen Hauch von Saudade, Sehnsucht oder Mono no aware verströmen. Für die Momente, in denen man sich danach sehnt, sich in eine bebende Erhabenheit der Traurigkeit zu hüllen, in dem exquisiten Schmerz zu schwelgen, schmerzhaft lebendig zu sein in einer Welt, die immer weiter entgleitet. Ich bin mir bewusst, dass dies das größte und kitschigste Klischee ist, das ihr je gehört habt, aber als ein Grufti aus Florida, der in der ewigen Sommerdüsterheit schwimmt, weiß ich nicht, was ich euch sonst sagen soll.
Sarah Baker Loudo ist ein Duft, der auf meiner Haut in zwei verschiedenen Realitäten zu existieren scheint. Auf der einen Seite geht es um Trost und Nostalgie - muffiges, cremiges, abgelaufenes Schokoladenmilchpulver, das es irgendwie immer noch schafft, absolut köstlich zu sein. Es ist, als würde man über eine vergessene Dose im Schrank aus der Kindheit stolpern, deren Duft einen mit einer Süße umhüllt, die sowohl vertraut als auch leicht schräg ist. (Wahrscheinlich wegen der Zeitreise, die nötig war, um es zu beschaffen.) Aber wenn man sich dem anderen Handgelenk zuwendet, ändert sich plötzlich der Boden unter den Füßen gewaltig. Hier zeigt sich Loudo von seiner wilden Seite - scharf und fermentiert, mit einer erdigen, ledernen, urwüchsigen Unheimlichkeit und einem rauchigen Geschmack, der in der Kehle hängen bleibt. Es ist, als ob die Zeit selbst sauer geworden ist und unschuldige Erinnerungen in etwas Wildes und Ungezügeltes verwandelt hat. Der Kontrast ist erschütternd und doch seltsam fesselnd. Ich ertappe mich dabei, wie ich zwanghaft schnuppere und versuche, diese beiden Facetten von Loudo unter einen Hut zu bringen. Ist es eine süße Erinnerung an das, was ich einmal war, oder ein Blick in die seltsame Bestie, zu der meine Vergangenheit geworden ist? Vielleicht ist es beides, eine duftende Erinnerung daran, wie unsere Erinnerungen gären und mutieren und uns etwas hinterlassen, das kaum wiederzuerkennen ist, aber unbestreitbar zu uns gehört.
Ein Mondstrahl aus Vanilleschoten bahnt sich seinen Weg durch ein Labyrinth von Spiegeln. Seidene Jasminranken entwirren sich aus dem Negligé des Mondes und verweben sich zu einem Schleier, der sich über schlafende Städte legt. Ein versilbertes Netz, das weiche, blasse Fragmente von Träumen einfängt - ein halb erinnerter Kuss, der Hauch kühler Wüstenluft, das Rascheln unsichtbarer Flügel. Ein Tropfen flüssigen Lichts fällt durch die Schichten der Realität, eine heilige Girlande aus Tränen und sternenstaubverhangenen Nachtblüten. Die langsame Ausdehnung der Zeit über eine Mondlandschaft, eingefangen in einem schläfrig geräucherten Braunglas.
In den Tiefen des Dickichts öffnen sich saftige violette Kugeln und gebären einen Schwarm gurrender, gallertartiger Kreaturen, die sich mit beängstigender Geschwindigkeit vermehren. Klebriger Beerennektar tropft von knorrigen Ästen und verwandelt diese zwitschernden Häppchen in schelmische Kobolde, die durch das Unterholz hüpfen und deren Zahl sich mit jedem Zweig, den sie abbrechen, verdoppelt. Uralte Bäume ächzen unter dem Gewicht der aufkeimenden Horde, ihr holziges Seufzen vermischt sich mit der fruchtigen Raserei. Der Waldboden pulsiert, ein lebendiger Pflanzenteppich, der zittert und sich ausdehnt und mit jedem Beben mehr nach Beeren duftende Unholde hervorbringt. Mit jedem Atemzug wird die Luft mit frenetischer, duftender Energie angefüllt, während die süßen Monster den Wald überschwemmen und ihre süße Symphonie zu einem Fieberpegel ansteigt. Der einst ruhige Hain verwandelt sich in ein sich ständig ausweitendes Labyrinth aus Beeren, das die Besucher in einem Dunst aus sich vervielfältigenden Aromen und wildem, fruchtigem Chaos schwindlig werden lässt.
Beelzebub donnert in die Bike Week, seine Präsenz ist ein Sturm aus Kalk und Leder. Uralte Flügel, zerknittert wie eine abgenutzte Jacke, biegen sich, während er den verchromten Lenker umgreift, der vom Kondenswasser seiner eiskalten Margarita glitschig ist. Die Luft knistert mit einer pikanten Elektrizität, die Zitronenstachel mit höllischer Hitze zu einem berauschenden Cocktail vermischt. Unter seinen Rädern stößt die Erde ein tiefes, erdiges Ächzen aus - eine Mischung aus Rauch und unheiliger Erde, die von riesigen, verruchten unterirdischen Gefilden kündet. Am Rande der Stadt hält er an einer allgegenwärtigen Kaffeehaus-Filiale, und der Duft eines saisonalen Vanille-Latte durchdringt den infernalischen Dunst. Der Barista, unbeeindruckt von den schwefelhaltigen Dämpfen, blinzelt auf den Bestellbildschirm und fragt mit geübter Heiterkeit: "Ist das für Beelz oder für Bub?" Der Herr der Fliegen nimmt seine dampfende Tasse entgegen, sein "Danke, Babe" ertönt mit einer Stimme, die teils aus Seeteufel-Tagträumen, teils aus Chiropteren-Echolokation besteht. Mit einem letzten Aufschrei, der sich anhört, als würden sich die Tore der Hölle öffnen, verabschiedet sich Beelzebub in den Sonnenuntergang und hinterlässt eine Spur von vanilleartigem Schwefel und den leisesten Geruch von kalkgeschmiertem Leder.
Ich habe unzählige YouTube-Stunden damit verbracht, Reisende zu beobachten, die sich auf der Suche nach versteckten Onsen durch die abgelegenen Berge Japans schlängeln. Macaque beschwört das herauf, was ich mir in den Momenten vorstelle, bevor ich in diese natürlichen heißen Quellen schlüpfe: das scharfe Einatmen, wenn die Bergluft die Lungen füllt, eine erfrischende Helligkeit, die wie Zitrusfrüchte sticht, ohne eine Spur von Süße. Dann kommt die trockene, krautige, holzige, medizinische Präsenz des Zypressenholzes, das sich in der Sonne wärmt, und schließlich das kontemplative Schweben des Weihrauchs, der von den thermischen Strömungen getragen wird. Der Rauch ist hier anders - er wird durch den aufsteigenden Dampf aufgeweicht und diffundiert, bis er fast fühlbar wird, wie Seide, die in der Luft schwebt. Diese Einsamkeit von Rauch und Dampf hat etwas Heiliges an sich, etwas, das an die Nachwirkung einer heißen Dusche erinnert, aber erdiger, altertümlicher - es geht weniger um Seife als um das stille Ritual der Reinigung, mit nur einem Flüstern von mineralreicher Luft. Der bleibende Eindruck ist eher eine erinnerte als eine gefühlte Wärme, wie die späte Nachmittagssonne, die noch nachklingt, wenn der Tag schon kühl geworden ist.
Nr. 23 von Fischersund ist ein dicht teeriger und ledriger Duft, verkohltes Holz und pfeffriger Rauch, der in den Haaren trocknet wie grünes, aromatisches Moos und balsamische Tannennadeln und Kiefer. Er lässt mich auch an salzige Lakritze und Hangikjöt denken - aber nicht an Süßigkeiten und tatsächlich geräuchertes Fleisch, wirklich. Eher an einen bitteren, kräuterigen Biss, an verbrannte und schwelende Birke und Wacholder und den Geist von verbrannten Proteinen? Es ist stygisch, rätselhaft und düster, und vielleicht riecht mein Doppelgänger, der gerade aus den Aschestürmen der Katla geklettert und durch den Wald von Jordskott gewandert ist, genau so. (Mir ist klar, dass ich mit diesen Anspielungen sowohl isländischen als auch schwedischen Gruselhorror vermische - katastrophale übernatürliche Vulkane und Prophezeiungen über böse Wälder - aber was soll's.)
One White Crow riecht wie das Licht des Mondes und die langen Schatten, die er auf einen gewundenen Pfad aus verworrenem Farn und kriechendem Moos in einer verlorenen Landschaft wirft, einem Ort, den es nicht mehr gibt oder der nicht mehr so existiert, wie er in deiner Erinnerung aus einer Zeit vor jetzt existiert. Ein Ort, an dem die Veilchen in der Dämmerung kurz vor der Morgendämmerung in umgekehrter Richtung blühen, in der stillen, gähnenden Stunde, in der die Träume am lebhaftesten und die Realität am zerbrechlichsten sind. Es ist dieses uralte Überschwappen der Trauer, eine Aubade, die das unheimliche Geißblattlicht einer Welt beklagt, die nur ein wenig aus ihrer Achse gekippt ist und deren Sonne nicht mehr so scheint, wie man sie kennt. Und obwohl sich die Welt natürlich verändert hat und das Sonnenlicht aus einem anderen Winkel scheint, ist der Duft vor allem die Erkenntnis, dass du es bist, dein eigenes Herz, das anders geworden ist, entfremdet. Entfremden, sich zum Fremden machen. Es ist der Duft all derer, die du verloren hast. Die du nie wiedersehen wirst. Im Sonnenlicht oder im Mondlicht oder überhaupt in einer Landschaft.
April Aromatics Calling All Angels sind pralle, unirdische Früchte, die sich an altem Bernsteinnektar laben, schwer in der Dämmerung hängen und schließlich in der Hitze einer sterbenden Sonne trocknen und brechen. Stille, geheimnisvoll verhüllte Schwestern strecken diese honigtrunkenen Kugeln über eine weite, mit Knochen übersäte Zeitspanne, deren Fleisch unter ehrfürchtigen, unaufhörlichen Händen zu geschmeidigem Leder wird. Duftende Rauchschwaden steigen von den Scheiterhaufen auf, und in der Luft knistert die Essenz von Äonen, die zu polierten Kristallsplittern, versteinertem Sonnenlicht und den bräunlichen Tränen trauernder Bäume verdichtet wurden. Die flinken Finger der Schwestern arrangieren Fragmente von balsamischem Fruchtfleisch und klebrigen Saftperlen zu einem Geruchsmosaik, das nach einer geheiligten Süße duftet, die sich dem Zugriff der Sterblichkeit entzieht. In diesem Duft aus pflaumigen Tiefen, umhüllt von ledrigem Geflüster, aus harzigen Ritualen und heiligem Rauch, verschwimmen die Grenzen zwischen Pflanze, Mineral und Hingabe zu einer verschwommenen, berauschenden Fata Morgana, einem ambrosischen Zeugnis des Ewigen, Endlosen und Ewigen.